Bis etwa 800 nach Christus war nur das Gebiet im Unterlauf der Traisen besiedelt. Hier existierten Einzelhöfe, während das obere Traisental völlig unbesiedelt blieb. Erst um die Jahrtausendwende erfolgte eine intensive Landnahme im Oberlauf der Traisen. 1202 ist als politisches und kulturelles Zentrum das Zisterzienserstift Lilienfeld etnstanden, welches bald Obrigkeit des Türnitzer Traisentales wurde.
Bevor die Römer in das Land einzogen, lebte hier eine keltisch-illyrische Mischbevölkerung. Um die Zeitenwende kam es zur Eingliederung in das römische Reich als ein Teil der Provinz Noricum, wo es zu einer starken Siedlungsdichte kam. Nach dem Abzug der Römer war dieses Gebiet herrenlos und wechselte nun in rascher Folge die Besitzer (Markomannen, Ostgoten, Langobarden, Baiuwaren). Die Awaren zerstörten und verwüsteten das Land, konnten aber von Karl dem Großen in die Flucht geschlagen werden.
Die Besiedlungsausdehnung war bereits im 12. Jahrhundert abgeschlossen und zu Beginn des 13. Jahrhunderts entwickelten sich die meisten Talsiedlungen. Bereits im 16. Jahrhundert sind im unteren Traisental Industrien zu finden, im 18. Jahrhundert setzte die Industrialisierung auch im oberen Traisental ein. Hauptzweige waren die stahlverarbeitende Industrie, wie Hammerwerke, Sensenschmieden, Gießereien einschließlich des Kohlenbergbaues, holzverarbeitende Industrie und Gewerbe, Textil und Keramikindustrie. Hier ist zum Beispiel anzuführen, das im Jahre 1850 die Traisentaler Gewehrfabriken 80% des k.u.k. Heeresbedarfes erzeugten. Diese Produktion wurde allerdings etwa 1880 aufgrund von Verträgen mit Steyrer-Gewehrproduzenten eingestellt, wofür die Betriebe Stillhalteprämien bekamen.
Die Nutzung der Wasserkraft:
Die Menschen wussten damals die Wasserkraft zu nutzen und so wurden die Industrieanlagen allmählich zu Siedlungskernen und sind es bis heute geblieben, obwohl die Wasserkraft der Traisen für die Energieversorgung fast zur Bedeutungslosigkeit herabgesunken ist. Laut Angaben in einer Urkunde Kaiser Friedrich III. vom 24. Oktober 1460 wurde auf der Traisen in alter Zeit geflösst. Es heißt hier, daß ein Probst oder sein Konvent Holz in der Waldmarch innerhalb von Lilienfeld schlagen oder kaufen würde und auf der Traisen fahren, rinnen oder fließen lasse.
Charakteristisch für das obere und mittlere Traisental ist die Aneinanderreihung und Ballung der Siedlungen im Haupttal. Die Nebentäler sind ländlicher Lebensraum und Jagdgebiet der großen Herrschaften geblieben. Auch stellen das obere Traisengebiet und Gölseneinzugsgebiet heute noch einen geschlossenen Kultur- und Wirtschaftsraum dar.
Erst ab Wilhelmsburg wird das Traisental zur Gänze von der Landeshauptstadt St. Pölten beeinflusst, für deren wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung der Fluss mit von Bedeutung war.