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Aus dem Kinderbuch: Heimatkunde von Traisen, 1955, zweite, veränderte Auflage

 

"Von der Größe des Ortes"

 

Heimatkunde von Traisen von Walter Sachs

Fritz saß mit seinen Eltern in der Küche. Da kam Nachbars Inge und begann ganz aufgeregt: "Ich möchte morgen in der Schule alte Häuser von Traisen aufzählen, alte Häuser mit dicken Mauern und kleinen Fenstern oder gar mit einem Strohdach. Fällt dir auch keines ein, Fritz?"

"Nein", entgegnete der Junge, "solche Häuser weiß ich auch nicht. In Traisen gibt es überhaupt keine alten Häuser."
Nun mischte sich Vater Bauer ein und sagte: "So einfach ist die Sache wieder nicht. Es gibt auch in Traisen alte Häuser, nur erkennt man sie nicht mehr, weil sie beim Umbau verändert wurden. Viele der alten Häuser brannten in den letzten Kriegstagen 1945 ab, sie wurden neu und anders aufgebaut oder überhaupt niedergerissen, wie der sogenannte Böhmhof, der alte Kindergarten neben der Johanneskirche oder das Haus vor dem neuen Pfarrhof.
Eines der ältesten Häuser in Traisen ist der Hubhof; er wird schon im Jahre 1209 genannt. Vom "Greillengute nächst der Kirche zu Traysme" hören wir 1299. Freilich sahen auch diese Häuser anders aus.
Aber da fällt mir etwas ein. Ich habe einen Plan von Traisen. Da will ich nun alle Häuser bezeichnen, die schon sehr alt sind."
"Und die Häuser, die nicht mehr stehen, streichen Sie, bitte, durch", sagte Inge.
Der Vater holte den Plan und begann zu arbeiten. Die Kinder schauten zu. Fritz kannte sich auf dem Plan noch gar nicht gut aus.
Inge sagte: "Weißt du, man muss sich denken, man sitze in einem Flugzeug und schaue auf die Straßen und Häuser herunter. Man sieht nicht das ganze Haus, aber das Dach."
Und nun flogen die Kinder von der Schule über die Traisen. Oberhalb des Platzls blieben sie stehen. Sie wendeten sich nach Süden, bis sie zum Kruppwerk (jetzt VOEST ALPINE Gießerei Traisen GmbH, Anm. d. Red.) kamen, drehten um und flogen nach Norden. Fritz entdeckte viele bekannte Häuser, auch das eigene Wohnhaus. Dann flog Fritz allein kreuz und quer über Traisen wie eine aufgeregte Fliege am Fenster. Er störte sogar den Vater. Endlich sagte er verzagt: "Ich kann die Siedlung nicht finden. Wo ist sie denn nur?"
Der Vater und Inge lachten. Dann rief das Mädchen: "Die Siedlung kannst du nicht finden, sie ist ja gar nicht auf dem Plan!"
Da sagte Fritz gekränkt: "Dann wissen wir ja nicht, wie alt dort die Häuser sind."
Der Vater beruhigte ihn: "Dort gibt es keine alten Häuser. Der Bau der Siedlung wurde 1939 begonnen. Vor diesem Jahr stand zwischen Hubhof und Maierhöfen kein einziges Haus."
Trotz der beiden Quälgeister war der Vater endlich fertig geworden. Die Kinder schauten den Plan genau an. Auf einmal rief Inge: "Ich pause mir den Plan ab, aber nur den Fluss, die Straßen und die ganz alten Häuser."
Die Kinder machten sich an die Arbeit. Sie wunderten sich, wie bald sie fertig waren. Traisen war ja früher ein ganz kleines Dörfchen. 1807 zählte es nur 340 Einwohner. Also hatten die Kinder gar nicht viele Häuser zu zeichnen.

 

Weitere Auszüge aus dem Heimatkundebuch finden Sie im Geschichtlichen Teil dieser Website. Nämlich die Drachensage und die Geschichte des ersten Traisner Bürgermeisters Ludwig Döbler.

 

Anmerkung: Es sollte von der "Heimatkunde von Traisen" in etlichen Haushalten Exemplare geben, da in früheren Jahren jedes Volksschulkind ein Exemplar der Traisner Heimatkunde von der Marktgemeinde geschenkt bekam. Mittlerweile gibt es nur noch zwei Exemplare dieses Büchleins in der Gemeindebibliothek, wo es interessierte Leser jederzeit ausborgen können.

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